Offshore-Windkraftanlagen sind massiven Kräften ausgesetzt: Die dort vorhandenen Schraubverbindungen müssen dementsprechend verlässlich sein. Dafür setzt das auf die Wartung von Offshore-Windenergieanlagen spezialisierte Dienstleistungsunternehmen mh² offshore GmbH auf hochwertige Werkzeuge und noch mehr auf das Wissen seiner Monteure. „Stetige Weiterbildung ist Teil der Firmenphilosophie“, sagt Projektleiter Sebastian Arndt. Partner in Sachen Fort- und Weiterbildung ist die Akademie der Schraubverbindung (AdSV).
Das Arbeiten auf den im Meer installierten Windenergieanlagen stellt für die Monteure bei jedem Einsatz eine große Herausforderung dar. Die Arbeitsvorbereitung nimmt daher einen großen Raum ein: Schließlich müssen benötigtes Equipment und Material nicht nur per Boot zur Anlage gebracht, sondern auch oft über mehrere Ebenen zu den Einsatzorten getragen werden. Viele Arbeiten lassen sich nur „im Seil hängend“ – fast alle Monteure sind ausgebildete Industriekletterer – verrichten. Das zu transportierende Material und dessen Gewicht spielen dementsprechend eine Rolle: Auch solche Faktoren müssen demnach Bestandteil von Lehrgängen oder Workshops sein, erläutert Sebastian Arndt.
„Primar zählt für uns die gute Kombination aus praxisnahem und fundiertem theoretischem Fachwissen in Verbindung mit einer verständlichen Vermittlung“,
beschreibt es der Projektleiter. Je besser das Erlernte verstanden werde, desto erfolgreicher sei die spätere Umsetzung. Realistische Szenarien und die daraus folgenden Lösungsansätze seien dabei ein gutes Mittel für eine nachhaltige Wissensvermittlung.
Externe Expertise bringt Vorteile
Bei den Wartungs- und Montagearbeiten im Offshore-Energiebereich werden die mh2-Monteure am häufigsten mit Schraubverbindungen in den Größen zwischen M12 und M24 konfrontiert. Diese sind in der Regel als HV-Garnituren (hochfest und vorgespannt) ausgelegt. Keine Seltenheit sind darüber hinaus HV-Schraubverbindungen in M72. Gerade bei diesen Größen und den hohen Drehmomenten, die dort umgesetzt werden müssen, ist die Sicherheit beim Einsatz das A und O. Sebastian Arndt: „Wichtig bei Montagearbeiten ist ein möglichst sicherer Stand sowie Platz, um Arbeitsunfälle zu vermeiden.“ Die Einrichtung des jeweiligen Arbeitsplatzes ist daher ein relevanter Inhalt jeder Schulung. „Hier profitieren wir von der Expertise der eingesetzten Schulungsleiter. Aufgrund der intensiven Zusammenarbeit und dem begleitenden Austausch, wissen sie, worauf es bei uns ankommt“, lobt der Verantwortliche.
Die Akademie der Schraubverbindung (AdSV) ist seit drei Jahren Schulungspartner von mh2. Auslöser war die Vorbereitung diverser Projekte, in denen es um HV-Schraubverbindungen ging, beschreibt es Sebastian Arndt. „Wir haben feststellen müssen, dass wir innerhalb des Unternehmens keinen einheitlichen Wissensstand zum Thema Verschraubungen im Stahlbau hatten – im Gegensatz zum Schweißen.“ Ziel war es daher, „eine Qualifikationsstruktur in der Schraubtechnik zu etablieren, die an die der Schweißtechnik angelehnt ist“. Die AdSV habe dazu ein passendes Angebot unterbreitet und intensive Gespräche mit den Verantwortlichen der mh2 geführt, um das Thema Wissenszuwachs im Unternehmen zu verankern. „Daneben geht es zum einen darum, die notwendigen Qualifikationsnachweise für das Team zur fachgerechten Umsetzung unserer Aufgaben zu erlangen und zum anderen darum, unseren Mitarbeitern die Chance zu eröffnen, sich für neue Aufgaben zu qualifizieren.“
Für Catrin Junkers, Geschäftsführerin der AdSV, ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der mh2 ein Musterbeispiel für gute Weiterbildung: „In unserem Programm haben wir selbstverständlich viele Standard-Angebote vom eintägigen Basisseminar ‚Grundqualifikation‘ bis zu mehrtägigen Veranstaltungen etwa zur ‚Auslegung und Gestaltung gewindefurchender Schraubverbindungen‘. Spannend wird es aber, wenn es um kundenspezifische Seminare oder Workshops wie bei mh2 geht.“ Hier gute und nachhaltige Angebote zu schaffen, gehe nur, wenn sich beide Seiten einbringen. „Wir müssen verstehen, was das Unternehmen braucht, um passende Inhalte zusammenzustellen und vorzubereiten. Hierzu führen wir penibel eine Bedarfsanalyse durch. Das bringt auch uns weiter, weil wir mit spannenden Fragen konfrontiert werden, auf die wir Lösungen finden.“ Umgesetzt werden solche Formate dann in der Regel beim Kunden, um die Praxisnähe zu gewährleisten.
Anteil an Verschraubungen steigt
Noch sind die meisten Verbindungen in Offshore-Windenergieanlagen geschweißt, Verschraubungen haben nur einen geringen Anteil. „Noch“, betont Sebastian Arndt. Zum einen kommen immer häufiger Verschraubungen zum Einsatz, zum anderen sei der Anteil bei strukturellen Verbindungen generell höher. Auch deshalb sei es wichtig, hier in die Qualifizierung aller Mitarbeitenden zu investieren. Denn letztendlich wirke sich das gewonnene Wissen für das Unternehmen nicht nur auf die Monteure aus, sondern habe auch Einfluss auf die Arbeitsvorbereitung, den Vertrieb und den Einkauf.
In den Schulungen wird daher zuerst das Gesamtbild betrachtet. Das beginnt mit dem theoretischen Wissen zu Schraubverbindungen und den eingesetzten Werkzeugen – inklusive Maschinenfähigkeitsuntersuchung (MFU) nach VDI/VDE 2654 oder Prüfmethoden – und zwar generell und dann speziell im Stahlbau. „Unser erstes Anliegen war und ist es – gerade bei neuen Mitarbeitern, einen möglichst einheitlichen theoretischen Wissensstand über Schraubverbindungen im Unternehmen zu schaffen.“ Darauf aufbauend wird es dann konkret. Denn bei den zu bewältigenden Aufgaben spielen etliche Faktoren eine Rolle: „Alles, was wir bei einem Einsatz benötigen, wird in Hardcases, also stabilen Transportkoffern, sowie Kisten zum Einsatzort gebracht.“ Das sind zum einen die Werkzeuge wie batterie-elektrisch oder hydraulisch betriebene Drehmomentschrauber, zum anderen die Hydraulikpumpen wie die großen Eco2Touch und das eventuell auszutauschende Material. Je besser die Planung, desto weniger Zeit muss an Ort und Stelle aufgebracht werden – gerade auf See und bei schwierigen sowie oft beengten Arbeitsplätzen „ist das ein elementarer Faktor“, weiß der Ingenieur.
Konkrete Herausforderungen im Fokus
Darüber hinaus befassen sich die Schulungen auch mit Herausforderungen, wie sie bei Offshore-Einsätzen vorkommen. Sebastian Arndt:
„Am häufigsten treffen unsere Leute auf stark korrodierte Schraubverbindungen, die gelöst und neu verschraubt werden müssen. Eine weitere Ursache für Instandsetzungsarbeiten sind ungeeignete Schraubgarnituren.“
Ebenfalls eine Rolle spielen im praktischen Teil die Lagerung und der Transport von neuen Schraubgarnituren, um schädliche Einflüsse durch Wasser oder Feuchtigkeit zu verhindern.
Die Weiterbildung durch die AdSV hat zudem zusätzliche positive Auswirkungen.
„Unsere Arbeit wird aufgrund der höheren Qualifikation nicht nur sicherer – sowohl auf den persönlichen Schutz als auch auf den Prozess an sich bezogen. Durch die größere Prozesssicherheit und das Wissen darüber, erleben wir immer häufiger, dass unsere Mitarbeiter konkrete Ideen zur Verbesserung von Abläufen einbringen.“
Diese, lobt Sebastian Arndt, resultierten sehr oft in einer Erleichterung der Arbeit und brächten deutliche Zeitgewinne mit sich: „Das ist angesichts unserer sehr guten Auftragslage ein enormer Pluspunkt!“