Lohnt sich: Leichtbau-Know-how

1. September 2021

AdSV leistet Beitrag zum europäischen Green Deal

Augsburg, 1. September 2021 – Optimiert bis ins kleinste Detail müssen Maschinen und Anlagen sein, um noch nennenswerte Fortschritte hinsichtlich Leistung und Effizienz zu erzielen. Hoch gegriffen sind dagegen die Forderungen der europäischen Klimaschutzpolitik: „Fit for 55“ lautet die Parole, die die drastische Reduktion von Treibhausgasemissionen bis 2030 fordert und damit den Leichtbau von der Kür zur Pflicht erhebt. Clever konstruierte Verschraubungen können hunderte Kilo Stahl und tausende Tonnen CO2 sparen. Das nötige Know-how hierfür liefert die Akademie der Schraubverbindung (AdSV).

Leichtbau setzen heute viele gleich mit dem verstärkten Einsatz von modernen Verbundwerkstoffen. Systematisch unterschätzt wird hingegen das Gewichteinsparpotential bei Schraubverbindungen. „Rund 50 Prozent der Verschraubungen an Maschinen und Anlagen sind unnötig massiv und damit erheblich zu schwer ausgelegt. Die Konstrukteure folgen hier der ‚guten alten‘ Tradition, immer eine ordentliche Sicherheitsreserve hinsichtlich der Festigkeit einzubauen“, sagt Holger Junkers, Dozent an der AdSV. Innovationsführer wie Liebherr beschreiten bereits seit Jahren erfolgreich neue Wege und nutzen konsequent die Vorteile moderner Verschraubungstechnik. Rund 400 Kilo sparten die Liebherr-Konstrukteure beispielsweise bei der Autobetonpumpe 50M5XXT. Grundlage für einen Teil der Gewichtsersparnis: Durch die Umstellung auf das streckgrenzgesteuerte Anziehverfahren (SGA) lassen sich kleinere Kugeldrehkränze und ebenso kleinere Schrauben verwenden.

„Digitalisierte Schraubprozesse in Industrie 4.0-Umgebungen eröffnen ungenutzte Spielräume, um Konstruktionen messbar leichter und zugleich sicherer sowie vorausschauend wartungsärmer zu gestalten. Dazu ist jedoch ein spezialisiertes Verschraubungswissen erforderlich, das weder in der Berufsausbildung noch im Studium vermittelt wird“, so Catrin Junkers, Geschäftsführerin der AdSV. Um die Sicherheit der Produkte zu gewährleisten, müssen alle mit Schraubtechnik befassten Mitarbeiter im Unternehmen die nötigen Qualifikationen besitzen. Das gilt besonders nach einer Umstellung des Verschraubungsverfahrens. Den Qualifikationsbedarf der Mitarbeiter definiert die Richtlinie VDI/VDE-MT 2637 – Blatt 1. Wie in der Norm gefordert, sprechen die Schulungsinhalte der nach ISO 29990 zertifizierten AdSV nicht nur Konstrukteure und Monteure an, sondern qualifizieren auch Vorgesetzte und Mitarbeiter in der Qualitätssicherung sowie im Einkauf. „Nur wenn alle involvierten Mitarbeiter und Verantwortlichen in einem Unternehmen auf dem gleichen Wissensstand sind, ist der Blick frei auf die neuen Perspektiven, die der Einsatz moderner Verschraubungstechnik bietet“, sagt Catrin Junkers.

Leichtbau ist das Ziel, Verschraubungsexpertise ein notwendiges und wirksames Mittel dazu – doch wer braucht wie viel davon? Die Ermittlung des konkreten Schulungsbedarfs aller betroffenen Mitarbeiter ist eine ungeliebte, zeitaufwendige Aufgabe, vor der Unternehmen zurückschrecken und damit wichtige Wettbewerbsvorteile versäumen. Die Schwierigkeit dabei: Eine Standardschulungslösung existiert nicht. Zu individuell sind die Anwendungsfälle der Schraubtechnik und die Organisationsstrukturen in den Unternehmen. Professionelle Unterstützung kommt von der AdSV. In einem der Schulung vorgelagerten praxisorientierten Seminar erstellen die Experten eine Bedarfsanalyse, die die Basis für einen individuellen Lehrplan bildet. „Verschraubungs-Know-how liefert in den Diensten des Klimaschutzes einen doppelten Gewinn. Leichterte Maschinen sparen CO2, die modernen Anziehmethoden bringen ein Plus an Zuverlässigkeit und Sicherheit. Obendrein fördert die Politik derzeit gerade auch finanziell viele Projekte, die in Richtung Klimaschutz zielen“, so Catrin Junkers.